Kunst und was ich dafür halte ...

9. April 2009

Kunst und Originalität

Obwohl der Begriff der Postmoderne ja nun wirklich keine Neuigkeit mehr ist, sieht sich jeder Künstler irgendwann mit dem Vorwurf konfrontiert, dass doch in der Malerei alles schon einmal gemacht worden ist und dass man dieses oder jenes schon einmal hier oder da gesehen hat und dass das doch alles nur noch Wiederholung ist. Natürlich widerspreche ich da vehement und noch dazu ist es mir persönlich völlig egal, ob jemand vorher schon einmal einen ähnlichen Weg beschritten hat.

Vielleicht es gibt tatsächlich ein paar Sachen, die man (jenseits der Appropriation Art) einfach nicht wiederholen sollte als ernstzunehmender Künstler. Die Grenzen sind da fließend und haben auch viel mit persönlichem Geschmack und subjektiver Beurteilung zu tun. Eindeutig scheint mir die Sachlage bei Arbeiten wie z.B. Pollocks Drip-Paintings. Das Thema ist verbrannt und taugt höchstens noch für die Kunsterziehung oder Ergotherapie. Der geniale Jean Michel Basquiat fällt mir ein: Ich habe schon Heerscharen von Künstlern gesehen, die so oder so ähnlich malen wie er es tat und keiner von ihnen konnte dem etwas Neues hinzufügen. Die Farbfeldmalerei bietet außer zur persönlichen Meditation oder aus dekorativen Überlegungen ähnlich wenig Ansatzpunkte für den Künstler. Dieses Schicksal teilt meiner Meinung nach auch im Wesentlichen die Pop Art, obwohl da ja viele im Sampling ihr Heil suchen. Ich persönlich habe auch schon viele in meinen Augen schlechte Bilder von Malern gesehen, die nach dem berauschenden Erfolg der Leipziger Schule nun unbedingt auf eine bestimmte Art naturalistisch malen mussten (und dabei leider zu oft nichts mitzuteilen hatten). Aber da bin ich auch besonders ungnädig, weil mir vieles davon (vielleicht abgesehen von den Arbeiten Neo Rauchs) einfach nicht "gefällt".

Manche Ideen waren einmal gut - und sind nicht mehr wiederholbar. Manch leidenschaftliche Abgrenzung brachte Großartiges hervor, das von der Zeit gnadenlos überholt wurde. Ich bin niemand, der die These vertritt, dass jedes Kunstwerk die Kunst neu erfinden muss und nur Bilder, die revolutionäres Potential haben oder ironisch verweisen, eine Daseinsberechtigung hätten. Auch die verbreitete Meinung, dass ein Bild nicht nach ästhetischen Grundsätzen gemalt sein darf, um um ernst genommen zu werden, ist mir fremd.

Je weiter eine Kunstrichtung davon entfernt ist, ihre Substanz vor allem aus der Neudefinition herzuleiten oder von der Opposition zu anderen dominierenden Strömungen, desto leichter fällt es, Bilder zu schaffen, die zwar jener Kunstrichtung zuzuordnen wären, aber dies in einem neuen Kontext tun. Neben dem Talent und der Inspiration des Künstlers ist auch die Komplexität einer Kunstrichtung dafür verantwortlich, ob man lediglich kopiert oder Relevantes hinzufügt.

Es gibt Kunstrichtungen, wie z.B. der abstrakte Expressionismus, die mir persönlich auch heute noch sehr bedeutsam sind, obwohl deren große Durchbrüche schon lange zurück liegen. Hier ist die Frage, ob es gelingt, die Bildsprache als Instrumentarium zu nutzen, um mit dem persönlichen Ansatz neue, andere oder ebenfalls gute Resultate zu schaffen, statt zu wiederholen. Ich halte es, ganz im Sinne der Postmoderne, ohnehin schon lange für überholt, in Kategorien von Schulen oder Stilrichtungen zu denken und zu arbeiten, zumal es naturgemäß schwer fällt, heute klar definierbare Richtungen zu unterscheiden.
Aber manchmal wünsche ich mich klammheimlich in die Zeit künstlerischer Avantgarden zurück, als es noch Gut und Böse gab und man sein Schaffen in den Dienst einer Bewegung stellen, sich mitreißen und inspirieren lassen konnte, bevor einem die ewige Sinn- und Originalitätsfrage jede Kreativität vernagelt oder z.B. irgendwelche Geschmackspolizisten behaupten, die abstrakte Malerei habe heute nichts mehr mitzuteilen...

4 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Ist das ein KÄSE!

Du bist doch der "Geschmakspolizist" der sagt was (noch;-) geht und was nicht.

Kunst ist eine Form der Kommunikation!

-Wenn ein Künstler, dass macht was ihm wirklich interessiert, dann wird es auch andere interessieren. -Wenn ein Künstler, dass macht was ihm wirklich interessiert dann ist er auch Aktuell ->Pfeilspitze - Vorhut, meinetwegen auch Avantgard*, egal was die anderen sagen.
Also, Wenn ein Künstler, dass macht was ihm wirklich interessiert, wird er kein so Blutleeres Gejammer anstimmen, wie du das hier tust.

* Aufgrund deiner romantischen Vorstellungen davon, möchte ich das Wort gar nicht verwenden.

Rubin

Andreas Bahn hat gesagt…

Oha, der Herr Hirschbeck gibt sich mal wieder wahrhaft ungestüm...

Ich muss zugeben: wenn ich meinen Text noch einmal mit etwas Abstand lese, ist er an einigen Stellen missverständlich, weil er zum Teil fiktive Einwände oder vorausgesehene Widersprüche aufnimmt und sich quasi zu eigen macht, obwohl er das Gegenteil ausdrücken möchte.
Dennoch will ich mich nicht dafür rechtfertigen (und schon gar nicht vor Dir, Rubin).
So etwas wie Ironie (siehe Avantgarde) scheint ja einigen grundsätzlich verborgen zu bleiben...

Die bahnbrechende Erkenntnis, dass Kunst eine Form von Kommunikation ist, hättest Du übrigens nicht mit Ausrufezeichen versehen müssen. Wer würde dir da widersprechen? Es ist doch immer wieder ein Vergnügen, über die Kunst mit aktuellen Vollblutkünstlern zu kommunizieren!

Beste Grüße,
Andreas

Anonym hat gesagt…

Schon interessant, das man sich nun doch noch mit dem Wörtchen "Ironie" von dem gestrig Gesagten distanzieren will. Doch die Ironie ist wahrlich gut versteckt, da der gesamte Text so klingt als könne man ihn nicht ernst meinen, er jedoch in einem gerade zu feierlichen Ernst vorgetragen wird.

Und dann möchte ich noch wissen was es heißen soll. man möchte sich nicht rechtfertigen, vor allem nicht vor mir? -( Da ich vielleicht der einzige bin, der diesen etwas zähen Text bis zu Ende bis zu gelesen hat;-) Und wenn man sich nicht rechtfertigen möchte, dann sollte man das vielleicht, auch nicht tun.(?)

Die "bahnbrechende" Erkenntnis, dass Kunst Kommunikation ist, ist bestimmt nicht deshalb "Bahnbrechend" da sie von Andreas Bahn Ist. (Achtung!- auch mal Ironie!) Es ist viel mehr Etwas, dass jede/r interessierte früher oder später einmal erkennt. Beim vorliegenden Text habe ich nichts vom Erkannten verspürt, da es ja nur um Stil und Äusserlichkeit (der Kunst), also Eitelkeit, bestenfalls Sprache, geht.

Das Ausrufezeichen hinter: Kunst ist eine Form von Kommunikation!!! Wiederhole ich hier gar noch zwei Mal, um auszudrücken, das es sich hierbei nicht um eine Form der Ironie handelt.

Ansonsten möchte ich mit einen eher versöhnlichen Zitat von Marcel Duchamp schliessen: "Zeitgenössische Kunst sollte man nicht verurteilen, man sollte versuchen sie zu lieben."

Rubin

Andreas Bahn hat gesagt…

Da man Ironie nicht erklären sollte, mir solche Phrasen mit (3) Ausrufezeichen zu kurz springen und ich durchaus froh bin, wenn jemand liest, was ich in meinem Blog schreibe, möchte ich mich auf das versöhnliche Zitat konzentrieren und es dabei belassen.

Gruß, Andreas