Kunst und was ich dafür halte ...

24. November 2010

"Abstrakte Bilder sind fiktive Modelle,
weil sie eine Wirklichkeit veranschaulichen,
die wir weder sehen noch beschreiben können,
auf deren Existenz wir aber schließen können."
(Gerhard Richter)

Ich denke:
Da man in der Lage ist, abstrakte Bilder zu erschaffen,
kann man die Existenz des Dargestellten nicht leugnen.
Sie zeigen "Wirklichkeit", auch wenn sie sich nicht unbedingt
auf eine vordergründig sichtbare Welt beziehen müssen oder
der Inhalt nicht eindeutig definierbar ist.
Das wirft die Frage auf, was denn Wirklichkeit überhaupt ist -
gibt es nur eine oder eine Vielzahl von Realitäten?
Hat jeder Mensch seine eigene? Wenn das so ist, kann er sie
mit Hilfe abstrakter Bilder sichtbar machen und anderen mitteilen,
also auf deren Existenz hinweisen.
Der Mensch kann ohnehin nicht anders, als das Gesehene mit
seinem Erfahrungshorizont abzugleichen - also nach Bezugspunkten
zur eigenen Realität zu suchen. Somit wird durch das Betrachten
eines abstrakten Bildes automatisch eine Schnittmenge von Realitäten
hergestellt, sofern man es nicht als mit der eigenen Wirklichkeit
unvereinbar ablehnt. Abstrakte Kunst wird so zur Möglichkeit,
nicht Mitteilbares zu teilen, etwas festzuhalten, von dessen Existenz
andere sonst nie erfahren könnten.

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